Wir Frauen und das liebe Geld
Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern ist es in unserer mitteleuropäischen Kultur nicht üblich, über Geld zu reden. Es schickt sich nicht, insbesondere für Frauen, nach Geld zu streben oder sich damit zu brüsten. Eher ist uns immer eingetrichtert worden, dass wir dankbar sein sollen für das, was wir bereits haben. Schön bescheiden bleiben. By Verena Tschudi, www.verenatschudi.com
Unverhältnismässig oft hört man von Frauen, dass sie ihren Job wegen der persönlichen Erfüllung machen, nicht wegen des Geldes. Das scheint ganz wichtig sein, sodass es immer wieder betont wird. Dabei muss Geld und Erfüllung kein Widerspruch sein. Männer hingegen schämen sich weniger für ihr Geld und fragen auch ganz offen danach. Es scheint, dass sie sich auf dem Gebiet einfach mehr zugestehen.
Bei uns Frauen führt das dazu, dass wir über Geld wenig nachdenken und auch weniger Verantwortung übernehmen als Männer. Wir fragen kaum und wenn dann sehr schüchtern nach Gehaltserhöhungen und haben eigentlich gar keine Zeit, uns um finanzielle Dinge zu kümmern.
Wenn wir ganz ehrlich sind, finden wir Geld doof.
Nun ist es aber so, dass Erfolg mit Geld verknüpft ist. Wenn wir befördert werden oder in der Selbstständigkeit erfolgreich sind, bekommen wir mehr Geld. Was passiert also, wenn wir Geld innerlich ablehnen? Wir verhindern unbewusst unseren eigenen Erfolg oder gestehen ihn uns nicht zu. Das passiert auf einer sehr subtilen, unbewussten Ebene.
Viele Frauen entwickeln grosse Ängste, wenn es darum geht, etwas für sich einzufordern. Diese Ängste scheinen von aussen betrachtet oft völlig irrational. Nur schon den Satz zu sagen: „Wie sieht es mit einer Gehaltserhöhung aus?“. Das dauert (gemäss Stoppuhr) weniger als zwei Sekunden und führt zu mindestens CHF 100.00 mehr pro Monat. Das sind dann CHF 1’200.00 im Jahr, verdient in weniger als zwei Sekunden.
Trotzdem fällt es vielen Frauen so schwer, diesen Satz über die Lippen zu bringen. Es kostet sie ein paar schlaflose Nächte oder sie lassen es gleich bleiben und reden sich ein, dass es ihnen nicht so wichtig ist. Rational werden jede Menge Gründe angegeben, aber wenn man etwas tiefer nachfühlt, sind die zugrundeliegenden Emotionen immer die gleichen: Angst, Scham, Schuld und zu geringes Selbstbewusstsein. Wenn wir diese Emotionen nicht beachten und bearbeiten, werden wir uns immer wieder selber ein Bein stellen.
Darum sind reine Verhandlungs-Trainings oft so wirkungslos. Wir können in eine Schulung gehen und zig Bücher zu dem Thema lesen, aber am Verhandlungstisch werden wir wieder schwach und denken: „Es geht mir ja nicht ums Geld.“ In Wirklichkeit geht es auch nicht ums Geld. Es geht um Wertschätzung uns selber gegenüber. Gehaltserhöhungen kommen in der Regel nur, wenn wir sie aktiv einfordern. Damit wir sie einfordern können, braucht es in uns die tiefe Überzeugung, dass wir sie verdienen und dass Geld das richtige Mittel in einem Arbeitsverhältnis ist, dies auszudrücken. Dazu müssen wir aber zuerst unsere innere Abneigung und unsere negativen Assoziationen von dem Thema lösen.
Wir können uns stundenlang über E-Bikes, Architektur und dänische Teekannen unterhalten. Um eine neue Software oder ein neues Fachgebiet kennen zu lernen, investieren wir unsere Wochenenden und Abende. Im Business haben wir die Finanzen fest im Griff, aber wenn es um unsere eigenen Ansprüche geht, werden wir plötzlich still.
Geld ist nicht alles. Aber es hat eine grosse Macht über uns, wenn wir unsere unbewussten Hemmnisse nicht auflösen. Erst dann wird es zu einer unterstützenden Kraft in unserem Leben.
Es braucht Mut, sich seinen Emotionen zu stellen. Es braucht Mut, etwas zu verändern. Es braucht vor allem Mut, erfolgreich zu sein.
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